Informationsseite über Gewalt in der Schule
Semesterarbeit
Hier können Sie die ganze Semesterarbeit als PDF (969kB) (mit verlinktem Inhaltsverzeichnis) herunterladen oder die Zusammenfassung unten lesen.
Fragestellung
Die Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
- Was ist Gewalt in der Schule?
- Was sind subjektive Meinungen über Gewalt und was Tatsachen?
- Was sind die Ursachen von Gewalt?
- Was kann man gegen Gewalt tun? Was kann die Schule gegen Gewalt tun?
Zusammenfassung
Gewalt in der Schule ist ein weiter Begriff. Darunter wird sowohl physische Gewalt, verbale Gewalt sowie nonverbale und nichtphysische Gewalt verstanden.
Physische Gewalt kann körperlich durch Schlagen, Kneifen, Treten, Festhalten, Stossen, Rempeln, Spucken oder sexuelle Belästigungen angewendet werden.
Gewalt kann verbal zum Beispiel durch Drohen, Erpressen, Spotten, Hänseln, Verleumden und Beschimpfen begangen werden.
Nonverbale und nichtphysische Gewalt geschieht durch Auslachen, Fratzenschneiden, Handzeichen und Körpersprache, indem man jemanden ausschliesst, sich weigert, auf jemanden Rücksicht zu nehmen oder mit ihm zusammenzuarbeiten.
Wenn jemand wiederholt und über längere Zeit den gewalttätigen Handlungen einer oder mehrer Personen ausgesetzt ist, nennt man dies Mobbing. Ein Mobbing-Opfer lebt längere Zeit in einem Zustand mehr oder minder grosser ständiger Angst und Unsicherheit. Dies verringert das Selbstwertgefühl und die daraus folgende Selbstabwertung des Opfers kann Auswirkungen weit über die Schulzeit hinaus haben und sogar mit Suizid enden.
Gewaltprobleme in der Schule treten unter Schülern und zwischen Lehrer und Schülern auf. Ebenfalls zu Gewalt in der Schule zählt Gewalt gegen fremde Sachen, und gegen sich selbst. Diese kann in Form von Vernachlässigung und Schädigung des Körpers, wie Bulimie oder anderen Suchtverhalten auftreten. Gewalt gegen sich selbst ist oft ein deutlicher Hilferuf.
Uns erscheint sehr wichtig, dass wissenschaftliche Studien beigezogen werden um Alltagstheorien über Gewalt zu überprüfen, denn diese Theorien entscheiden über unsere Einstellung zur Gewalt, unsere Motivation etwas gegen Gewalt zu unternehmen und Prävention zu betreiben. Man erkennt, dass sich viele Alltagstheorien nicht beweisen lassen. Nicht bestätigt wurden:
- Lehrer unternehmen in der Schule genug, um Gewalt zu stoppen
- Die Eltern wissen über die Gewaltprobleme ihres Kindes Bescheid
- Gewalt ist ein Grossstadtproblem
- Je grösser die Klasse, desto grösser die relative Häufigkeit von Gewalt
- Äusserliche Auffälligkeiten (wie z.B. Fettleibigkeit) sind Auslöser von Aggressionen
Theorien die sich hingegen in Untersuchungen bestätigt haben sind:
- Jungen und Mädchen tragen ihre Konflikte anders aus. Die Jungen benützen öfters offene, direkte, körperliche Gewalt, Mädchen hingegen versteckte, subtile und raffinierte, die auf die persönlichen Schwächen des Gegenübers abzielt.
- Mädchen beurteilen Gewalt anders und tolerieren weniger körperliche Gewalt als Jungen
- Die wissenschaftliche Untersuchung solcher Theorien ist äusserst wichtig, denn unter Berücksichtigung solcher Erkenntnisse können Prävention und Gegenmassnahmen wirkungsvoll betrieben werden.
Für die Entstehung von Gewalt gibt es verschiedene Hypothesen in der Wissenschaft. Die Theorien schliessen einander nicht aus, sondern ergänzen sich. Daher werden im Schulalltag auch verschiedene Ansätze gebraucht um das Phänomen der Aggression zu erklären.
Nach der Frustrations-Aggressions-Hypothese sind Frustrationen jeglicher Art Ursachen für Aggressionen. Als Ursache solcher Frustrationen werden vor allem soziale Desintegration und Orientierungslosigkeit genannt.
Aggressionen können positiv (zum Beispiel durch Sport, Kreativität) oder negativ (durch gewalttätiges Verhalten gegen Mitmenschen, sich selbst oder Gegenstände) ausgelebt werden.
Den Umgang mit Frustrationen und Konflikten lernen Kinder und Jugendliche von Modellen, also Menschen in ihrer Umgebung wie Eltern oder Lehrer oder auch von Medien. Zeigen diese Modelle eine Konfliktbewältigung durch Gewalt vor, werden auch die Beobachter, also Kinder und Jugendliche versuchen, ihre Konflikte ebenfalls durch Gewalt zu lösen. Die Reaktionen des Umfeldes können dazu führen, dass das gewalttätige Verhalten verstärkt oder abgebaut wird.
Als Antwort auf die Frage was Gewalt verursacht wird gezeigt, dass Gewalt in der Schule ihre Ursache in der Schule haben kann, sei das als Folge des Konkurrenzdruckes, provoziert durch das Verhalten der Lehrer oder Gestaltung der Schulhausumgebung. Sie kann jedoch durchaus auch durch ausserschulische Faktoren ausgelöst werden wie den familiären Konstellationen, dem Temperament und der Identitätssuche der Jugendlichen oder Missverständnisse zwischen verschiedenen Kulturen. In der Praxis werden es wohl meist Kombinationen dieser Ursachen sein, die zu Gewalttaten führen und durch Gruppendruck oder Medieneinwirkung noch verstärkt werden.
Massnahmen gegen Gewalt in der Schule werden in Präventionsmassnahmen und Interventionsmassnahmen im Falle eines Gewaltproblems unterschieden.
Eine Präventionsmassnahme ist, dass Erwachsene wie Lehrer und Eltern Kindern einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten vorleben, denn von ihnen lernen sie mit Konflikten umzugehen.
Durch sinnvolle Prävention kann eine wesentliche Reduktion der Gewalt in der Schule erreicht werden. Präventive Massnahmen zielen vor allem darauf ab, das soziale Klima in der Schule und in der Klasse und damit das Wohlbefinden der Schüler zu verbessern. Schüler die sich wohl fühlen werden weniger aggressiv reagieren, wie die Frustrations-Aggressions-Hypothese besagt.
Prävention besteht nicht aus einer einzelnen Massnahme sondern aus einem sinnvoll ausgewählten Massnahmen-Paket. Grundlage für die Auswahl von Massnahmen kann beispielsweise eine Schülerbefragung sein.
Durch Zusammenarbeit des Lehrerteams mit Behörden und Eltern kann eine umfassende Prävention gewährleistet werden. Die gegenseitige Kommunikation kann ausgebaut werden und wird nicht erst in einer Konfliktsituation hergestellt. Die Beziehungen entstehen also unbelastet. Dies wirkt sich positiv auf die Zusammenarbeit bei einem eventuellen Vorfall von Gewalt aus.
Bei einem Gewaltakt ist es vor allem wichtig sofort einzugreifen. Danach soll die Situation in Gesprächen erörtert werden, in welchen auch klar wird, dass Gewalt auf keinen Fall geduldet wird und gemeinsam eine Strategie zur Lösung des Problems ausgearbeitet wird.
Die Zusammenarbeit von Lehrern und Eltern ist nun sehr wichtig. Eltern von Opfern sowie Tätern können ihre Kinder dabei unterstützen, ihr Verhalten zu ändern.
Der Lehrer kann seinerseits durch Lob und positive Erlebnisse im Klassenverband das soziale Klima verbessern.
Wichtig ist, dass sowohl bei der Prävention, als auch bei der Intervention immer nach kreativen, an die Situation angepassten Lösungen gesucht werden soll.
Als Produkt unserer Semesterarbeit haben wir zusammenfassende, stichwortartige Merkblätter gestaltet, die allen an Gewalt in der Schule Beteiligten eine Unterstützung sein soll. Neben dem allgemeinen Merkblatt "Was ist Gewalt?" wo auf die verschiedenen Formen von Gewalt in der Schule eingegangen wird, sind Merkblätter für das Opfer, den Täter oder die Mittäter, den Lehrer, das Lehrerteam, die Behörden und die Eltern zu finden. Sie repräsentieren eine praktische Umsetzung unserer Erkenntnisse zum Phänomen der Gewalt in der Schule.
Weiter wurden die Merkblätter Lehrpersonen der Oberstufe vorgelegt, um deren Meinung darüber zu erfahren und abzuschätzen, ob diese für die Praxis von Nutzen sind.
Für eine weitere Arbeit zum Thema Gewalt in der Schule wäre es interessant sich mit den momentanen und langfristigen Auswirkungen noch vertieft auseinanderzusetzen. Sehr ergiebig wären bestimmt auch Schüler- und Lehrerbefragungen zum tatsächlichen Ausmass von Gewaltproblemen, deren Ursachen und Auswirkungen.